Donnerstag, 11. November 2010

Puppenstuben - Die Sterbezimmer der Schmetterlinge

Meine Augen sind grün
Oder blau oder grau
Selbst da will ich mich nicht festlegen
Für ein Püppchen
War ich immer zu groß
Zu unnahbar
(ich kam ja nicht einmal selbst
an mich heran)
Es geht nicht um Platz
Oder Raum
Oder die Möglichkeit mit dem Wind
Es geht nur darum
Einfach nicht wissen zu wollen
Worum es geht
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Montag, 8. November 2010

...

Nichts ist mir so fremd
Wie mein eigenes Leben
Die Falten um die Augen
Und um den Mund
Der Worte spricht
Die ich nicht begreife
Aber der Rest der Welt
Scheint mich zu verstehen
Lebenslänglich in kleinen Kerkern
Aus Vernunft gefangen
Nur manchmal Nachts
Hafturlaub in den Träumen
Aus denen wir erschrocken hochfahren
Uns den Schweiß von der Stirn wischen
Einander beteuern
Es war nur ein Traum
Morgen geht das Leben weiter
Seinen gewohnten Gang
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Die kurze Geschichte eines langen Lebens

307

Ich habe lange nichts geschrieben
sagt Sansibar
Es war als hätte ich mich vergessen
aber dann kam die Erinnerung
grub mich aus
und ließ mich zurück
Ich werde vieles streichen
vieles unerzählt lassen
die Hände ausstrecken
nach dem Unerreichbaren
Sie wieder zurückziehen
voller Luft
voller Bewunderung
für die Leere
die in ihnen liegt
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Samstag, 6. November 2010

eine Art Tagebuch

Einst fielen mir drei Frauen zu und der Glaube sie sprechen, leben, leiden, vielleicht sogar lachen und lieben lassen zu können. Ich mochte jede von ihnen. Jede auf ihre Art. Sie hatten es nicht leicht. Sie hatten mich. Ich schrieb.
Aber ich schrieb nicht wie die Duras, vor ihrer rückhaltlosen Aufrichtigkeit fürchtete ich mich schon beim Lesen. Ich schrieb weiter, aber ich schrieb nicht wie die Didion. Mir fehlte der Intellekt für politische und strategische Zusammenhänge. Mir fehlte der Blick über den Tellerrand. Ich wartete auf diese Szene am Strand, wo Inez Viktor (geborene Christian) auf Jack Lovett wartet. Und wenn ich nicht gestorben bin, dann warte ich noch heute.
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Mittwoch, 3. November 2010

Wo sollen die Fragen da hin

Die Fragen führen uns hinter das Licht
(hinter dem Licht ist der Wald
dort ist es dunkel und ach so bitter kalt
Der Wald voll finsterer Fragen
und ich im Fadenkreuz der Kiefern
Aber dann
Doch kein Schuss
Von Treffern ganz zu schweigen)
Guck mal
Die Vögel machen Morgengymnastik
sagt mein Sohn
Seine Stimme
Mein Blick
Und die Vögel
die nur wegen uns
nicht in den Süden ziehn
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Donnerstag, 28. Oktober 2010

Diese Kleinigkeiten die man nicht übersetzen kann

Du wirst noch lange jung sein
viele Dinge versäumen
bis du an den Punkt kommst
der die Zeit aufhebt
indem er das Beständige mit dem Vergänglichen mischt
so lange bis nichts mehr bleibt
als dieser Augenblick
486mal gelesen

Dienstag, 26. Oktober 2010

Lesung von Hans Joachim Schädlich am 26. Oktober


Herr Schädlich wird keine Blumen bekommen. Das sehe ich sofort. Ich frage mich noch eine Weile warum, um nicht bei der Frage stehen zu bleiben, was Reisen mit Stille zu tun hat und ob Kokoschkins Reise eine stille Reise gewesen ist.

Nach den üblichen Einführungsreden, die wenig über den Autor und viel über den Redner aussagen, beginnt Herr Schädlich zu lesen.
Die Lächerlichkeit und Begrenztheit der Tischgesellschaft gewinnt durch seine Lesung an Schärfe und Komik. Die andere, parallel dazu laufende Geschichte mit Kokoschkins Erinnerungen erscheint mir beim Zuhören noch nüchterner. Es ist eine detaillierte Erinnerung, die jeden Wortwechsel genau wiedergibt, die sich der Vorstellung hingibt, die Erinnerung wäre ein rein sprachliches, rein intellektuelles Konstrukt, ohne Körper, ohne Gesicht und darum vielleicht eine Möglichkeit den Gefühlen zu entkommen.

Im Gespräch wird Herr Schädlich gefragt, wie er zu seinem Helden Kokoschkin gekommen sei. Das Interesse für das Jahr 1917 in Russland, antwortet er, hatte er bereits während seiner Studienzeit. Damals in der DDR wurde diese Zeit die „große sozialistische Oktoberrevolution“ genannt, sagt Schädlich. Er selbst nennt sie kurz und bündig den „bolschewistischen Oktoberputsch“. Er verknüpft, und habe das immer schon getan, historisch verbürgte mit fiktiven Personen. So seien Bunins Sätze in Kokoschkins Reise nahezu wortwörtlich aus Bunins Tagebuch „Verfluchte Tage“ übernommen. Schädlich sagt, er wolle die Erfindung glaubhafter machen durch die historischen Personen.
Ganz ruhig und ohne Eile lässt er sich von Erzählung zu Erzählung treiben, an diesem Abend im Gespräch, wie auch in seinem Roman, in dem er Kokoschkin der Geschichte nachreisen lässt, wobei das Fiktionale vom Historischen geleitet wird.
Hans Joachim Schädlich ist ein Mann, dem man gerne zuhört, weil er sich beschränkt, nicht weil er verwirrt (wie der Moderator nicht zu behaupten müde wird). Verwirrend ist das Leben, nicht das Erzählen, das versucht dieses Leben abzubilden.
Lakonisch werde sein Stil genannt, aber diese Einschätzung teile er nicht, sagt Schädlich. Er lasse dem Leser bewusst Platz. „Der ständige Versuch redundantes zu reduzieren“, sagt er, das klinge doch gut, oder? Und dazu falle ihm auch noch eine kleine Geschichte ein. Es geht um einen Pfandleiher, der auf die Rückzahlung eines lange überfälligen Schuldners wartet. Da der Schuldner sich weder meldet noch zahlt, beschließt der Pfandleiher ein Telegramm aufzugeben. Die erste Textfassung lautet: Nun, wann zahlst du zurück? Allerdings erscheint ihm diese Fassung zu lang und zu teuer und er reduziert den Text auf: Wann zahlst du zurück? Ach nein, denkt er, das ist zu lang, er weiß ja ohnehin worum es geht und so kürzt er weiter: wann zahlst du? Nun wann? Und schließlich schickt er dem Schuldner ein Telegramm in dem ein einziges Wort steht: Nun
Woraufhin der Schuldner antwortet: Nun nun.
Und glauben Sie mir, wenn Hans Joachim Schädlich diesen Witz erzählt, ist er nicht nur klug sondern auch komisch. Schädlich hat sehr viel zurückhaltenden Humor. Humor, der unaufdringlich und leise da ist, nicht als Gebell, als Geste, vielmehr als Haltung eines aufrechten Menschen.
Aber kommen wir noch einmal zurück auf seinen Grundsatz der Reduktion des Redundanten. Denn abschließend liest er die Passage aus Kokoschkins Reise in dem er diesen Grundsatz meisterhaft vorführt. Kokoschkin, der auf der Kreuzfahrt einer Frau Mitte Vierzig den Hof macht, bringt ihr an Deck einen frischen Orangensaft, woraufhin sie sich bei ihm mit den Worten bedankt: „Sie sorgen für mich wie ein Vater und eine Mutter.“ Schade, denkt Kokoschkin.
Nur dieses Wort. Der Leser weiß ohnehin, worum es geht.
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Frau Katiza

Hiermit ernenne ich Sie zu meinem Helferlein des Tages
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Hilferuf

Hören Sie: Kann mir jemand von Ihnen in sehr einfachen Worten erklären, wie man elegant einen Link unter einen selbstgewählten Titel legt. Also ich schreibe Helferlein und es erscheint ein Link zu Daniel Düsentrieb, mal so als Beispiel.
Ach, das wäre wunderbar, aber Sie müssen es mir erklären, wie man es einem sehr alten Menschen erklärt, der so gut wie nichts von Technik versteht. Meine Dankbarkeit wäre Ihnen gewiss.
962mal gelesen

...

In dieser Suppe
Sagte die Mutter zum Suppenkaspar
Liegt die Erinnerung
Das ist die Vermeidung der Träume
Der Nebel bewohnt von Elfen
Und hinter den Wolken das Licht
Ich wollte dir noch eine Geschichte erzählen
Doch die Zeit reichte nicht
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Montag, 25. Oktober 2010

verlustanzeige

ich habe sansibar verloren
er versteckt sich unter einem kopftuch
hält sich für eine frau
und schweigt
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Sonntag, 24. Oktober 2010

...

Folgendes geschah:
Ich schnappte diese Worte auf
(jemand strich mit diesen Worten über mein Haar
indem er mir Bänke errichtete, wo immer ich war
jedoch unsichtbar, ätherisch
Ein Gebilde aus Luft und Buchstaben)
Man bezichtigte mich der Nachahmung
Später saß ich auf diesen Stufen
(fast dreißig Jahre zuvor hatte ich hier
ein rosafarbenes Plastikherz zerbrochen)
die Schulglocke hat noch immer den gleichen Klang
wir machen jetzt folgendes
sagt der Mann mit dem gelben T- Shirt
(in Wirklichkeit ist es blau oder weiß oder rot)
der Ball ist so leuchtend
dass keiner ihn sieht
und mir streicht schon lange niemand mehr übers Haar
heute morgen erst dieser Anruf
und gestern abend die Szene aus einem sehr schlechten Roman
die Wespen sind eine Plage sagt sie
und möglicherweise ist nicht einmal dieser Satz wahr
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