Sterntaler

Ein Mädchen im frostweißen Hemd
Verwirrt von der Suche nach Straßen
Am dunkelsten leuchtet die Nacht im Wald
Dachte sie
Der Wald, dieser ängstliche Geselle
Trägt seit Jahren schon diesen Schal
Ernährt sich von Fliegenpilzen
Und saumseligen Kindern
Die sich vermittels der Märchen
In seinem Gehölz verirren
(da bläst der Jäger in sein Horn
da ruckelt der Wind am Häuschen
da wächst die Marmelade im Gewehrlauf des Jägers)

Ich bin Sterntaler
Am Weihnachtsabend verkaufe ich Streichhölzer
Da haben die Sterne
Wichtigeres zu tun
Als mir ins Hemd zu fallen
Ich verschenke ständig meine Kleider
Und vergesse gleich darauf an wen
Ich kann mich so schlecht konzentrieren
Meine Nerven sind schwach
Meine Hände halten dem Meteoriteneinschlag stand
Da fallen Worte in das neu gewachsene Hemd
Die in der Nacht leuchten
Doch bei Tageslicht verbrennen sie
Eine Zeitlang habe ich Gedichte geschrieben
Ich verkleidete mich als Mann
Und lag Spitzweg Modell
Damals war ich genau so hungrig nach einem Namen
Wie heute
2232mal gelesen
katiza - 2. Sep, 10:37

Ich mag das Märchen in seinen beiden Versionen - und in der dritten - von Ihnen geschaffenen ganz besonders!

GROSSMUTTER : Kommt, ihr kleinen Krabben! - Es war einmal ein arm Kind und hatt' kein Vater und keine Mutter, war alles tot, und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot, und es is hingangen und hat gesucht Tag und Nacht. Und weil auf der Erde niemand mehr war, wollt's in Himmel gehn, und der Mond guckt es so freundlich an; und wie es endlich zum Mond kam, war's ein Stück faul Holz. Und da is es zur Sonn gangen, und wie es zur Sonn kam, war's ein verwelkt Sonneblum. Und wie's zu den Sternen kam, waren's kleine goldne Mücken, die waren angesteckt, wie der Neuntöter sie auf die Schlehen steckt. Und wie's wieder auf die Erde wollt, war die Erde ein umgestürzter Hafen. Und es war ganz allein. Und da hat sich's hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und is ganz allein.
(Georg Büchner Woyzeck)

elke66 - 2. Sep, 10:47

wie großartig, wenn man Leser hat, die solche Zitate herschenken. Vielen Dank, Frau Katiza!

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