Ein Mann (88)

Es gibt einen Mann. Er hasst mich.
Er ist Schneider.
Das greift zu kurz sagt er.
Das sagt er immer, wenn er etwas nicht begreift
Weil etwas dazwischenliegt
Zwischen den Gleisen
Und den Augenblicken
Zwischen den Stühlen
Und den Zeiten
Da liegen die Gedanken
Die sich unangreifbar machen
Aber das ist es ja gerade, was ihn reizt
Diesen Dichter und Denker
Der immer noch glaubt
Wenn er das Denken
Nur lange genug verfolgt
Kommt er dahinter
Kommt er der Wahrheit auf die Spur
Mit der er die Gedanken dingfest machen könnte
Einen Satz festnageln
Um endlich einen Standpunkt zu haben,
der nicht gleich wieder umkippt
beim nächsten Meinungstief.
Mann muss ihnen Zeit lassen
Sagt er
Den Gedanken die Möglichkeit geben,
sich zu entwickeln
sich zu entfalten
(dabei sind es immer nur die Lügen, die blühen
und die Wahrheit ist die Falte selbst,
aber das zu begreifen ist die Zeit zu kurz
und das Denken, das nur um sich selbst kreist
und deswegen nie die Zwischenräume erreicht)
Er führt maßgeschneiderte Gedanken
Für die kurzen Beine der Lügen,
mit denen er seine Dummheit verkleidet.
Gewänder, die man über Leerstellen
ausbreiten kann
Und dann und wann sieht er dem wohlmeineinenden Schnee zu,
der alles zudeckt.
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