Donnerstag, 11. Oktober 2012

Elias Canetti Über den Tod

"Das Versprechen der Unsterblichkeit genügt, um eine Religion auf die Beine zu stellen. Der bloße Befehl zum Töten genügt, um dreiviertel der Menschheit auszurotten. Was wollen die Menschen? Leben oder sterben? Sie wollen leben und töten, und solange sie das wollen, werden sie sich mit den unterschiedlichen Versprechen auf Unsterblichkeit begnügen müssen." (1942)
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Dienstag, 21. August 2012

Narben

Die verwundete Stille rauscht vorbei
meine Weigerung nachzudenken vernarbt
(eine Narbe ist eine zu schnell
zusammengewachsene Wunde)
Eine Wunde ist die Öffnung
in der ich mich suche
bevor die Zeit alles heilt
und nur Narben hinterlässt
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Freitag, 10. August 2012

Zusammen

Ein Stück hartgewordenes Brot
Auf der Fensterbank
Die Sanftmut deiner Stimme
Aber zwischen den Ohren
Ein hungriger Blick
Und hinter den Ohren
All das Geschriebene
Ausgetriebene
Wie Knospen im Frühjahr
(nun warte doch
warte doch ab)
Noch einmal die Zeit zurückdrehen
(nicht lange nur so weit
dass das Brot noch weich wäre)
Du fehlst mir
Aber das steht auf einem anderen Blatt
(das du nicht beschriftest)
Und als Fußnote steht da immer der Tod
(das einzige was feststeht)
Wir verlieren Worte
(der Geburtsblick zwischen den Ohren)
die niemand aufliest
Unsere anteilige Existenz
Der Wunsch nach Zusammenhängen
(Warum hast du so einen breiten Mund?
Damit ich die Zähne besser zusammenbeißen kann)
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Mittwoch, 1. August 2012

Biografischer Stil

Es gab "mein Leben" so wenig wie
Liebe eine Sache des Besitzes ist.
Der biografische Stil täuscht.

(Karl Krolow)
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Mittwoch, 11. Juli 2012

Ansichtskarten

Ich schrieb Dir Karten.
Ich schrieb von der Leere,
die ich zu füllen versuchte,
um nicht darin unterzugehen.
Ich sehe eine tote Spinne.
Das Geräusch ist unbeschreiblich.
Wir haben uns verirrt.
Hinter den Karten liegen Worte
die Orte bezeichnen
in denen zu leben sich lohnt.
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Sonntag, 24. Juni 2012

...

Wir wachsen auf den Tod zu.

Wir verweigern der Zeit ihren Bestand.
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Vorwort zu einem Gedicht, das nie geschrieben wird

Verblichene Zwerge streichen dir
die Nacht aus. Die Zeit bleibt
stehen im Ungefähren. Der Himmel
setzt seine Zeichen ins Aus.
Die Bienen einer stummen Nacht
(immer fleißig)
Kommt dir das bekannt vor
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Freitag, 1. Juni 2012

Juni

Da war das Warten
Die Reife der Einfalt
Die Kirschen am Baum noch zu jung
Und jeder Tag ein Versprechen, das sich selbst auslöscht

Der Juni war kalt
Wie dein Blick auf das
Was immer jenseits der
Fakten bleiben würde
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Donnerstag, 31. Mai 2012

Fallweises Verständnis

„Denn das einzige, was meine Uhr versinnbildlicht oder bedeutet, ist die sonderbare Empfindung, daß sie die riesige Nacht mit ihrer Winzigkeit ausfüllt...“ (Fernando Pessoa)

Deine dankenswerte Weitsicht als Hüter der Zeit.
Es ist und ist doch nicht.
Verschwenden wir uns und behalten nur die Gedanken.

Die Gedanken verlassen
wie ein vertrautes Wort
Das Vertrauen in den Morgen tragen
indem man die Erinnerungen verschweigt

Früher erzählten meine Verse Geschichten
Heute lassen sie mich nicht zurück
Ich bin zu schwer geworden für meine leichten Begriffe
Verständnis kommt vor dem Fall.
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